Bevor der werte Comicleser langsam wahr nimmt, dass es hierzulande moderne oder berühmte Kindercomics gibt, wie sie bei Reprodukt (z.B. mit „Hilda“ seit 2013) oder bei Splitters toonfish (z.B. „Die Schlümpfe“ seit 2011, „Gastoon“ oder „Marsu Kids„) erscheinen, startet der Mangaverlag Tokyopop verschiedene Kindercomicreihen ab 2010, die in Frankreich durchaus erfolgreich sind und auch eigene Zeichentrickserien haben, wie z.B. „Hey Schwester“ (ab 2011). Tokyopop startet mit PopCom extra ein Label für die eigene Comicsparte, in der neben „Bone“ auch die saulustige Fantasycomicserie „I hate Fairyland“ von Skottie Young zwischen 2016 und 2018 erscheint. Seit in den USA Skottie Young bei Marvel die wunderschöne Comicumsetzung der „Zauberer von Oz„-Geschichten gezeichnet hatte, die hierzulande bei Panini (2012 – 2014) veröffentlicht wurden, folgt ihm eine große Fangemeinde. Die Fangemeinde wird neuerdings von Skottie Young mit einem E-Mailnewsletter versorgt, der nun die Fortsetzung von „I hate Fairyland„ angekündigt hat. „I hate Fairyland“ ist eine bunte, wilde Geschichte eines kleinen Mädchens, das es nach Fairyland verschlägt, von wo es nicht mehr, NIE(?) mehr weg kommt. (Bisher ist hierzu nichts zu einer Zeichentrickserie angekündigt.)
Eine weitere richtig schöne Kindercomicreihe ist „Lou!„, von der es in einem 2014er Tokyopop-Prospekt heisst, dass im Sommer von der Comicserie „Lou!“ eine niedliche Trickfilmserie auf Kika laufen werde. 2017 ist nach 7 kleineren Hardcoverbänden Schluß für „Lou!„. Schade.
Was man hier bräuchte, wäre ein Verein, der in Deutschland abgebrochene Comicserien fort führt, um dem Leser ein würdiges Ende zu gewähren. Und solch einen Verein gibt es. Finix Comics ist dieser Verlagsverein. Jeder kann Mitglied werden. Jedes Mitglied kann mitbestimmen, welche Serien zum Abschluss gebracht werden sollen. Bei Finix sind schon einige Serien, an deren Abschluß man nicht mehr geglaubt hatte, zu Ende gebracht worden.
Lou wohnt mit seiner Mama und einer Katze in einer Wohnung in der Großstadt und erlebt viele Alltagsabenteuer.
Und wer glaubt, dass hierzulande bei einem Bilal nichts abgebrochen würde, der überschätzt den Ehapa Verlag (Egmont Comic Collection). Auch „Exterminator 17“ von Jean-Pierre Dionnet, Enki Bilal und Igor Baranko wurde von Ehapa nie abgeschlossen und kommt bei Finix.
Splitters „Marsch der Krabben“ ist eine dreiteilige Comicgeschichte von Arthur De Pins. Sehr schön und abgeschlossen. Von ihm gibt es bei Ehapa begonnen auch die Serie „Zombillennium„, die nun auch bei Finix zum Ende kommen wird.
Für Zack-Fans wird „Die Gentlemen GmbH“ und „Franka“ fortgeführt und Salleck Puplications-Leser werden Emmanuel Lepages „Nico“ als Gesamtausgabe lesen können. Für Krimi-Fans kommen neue Bände von „IR$„, von „Agent Alpha“ und von „Spoon & White“ raus!
Deadly Class-Zeichner Wes Craig zeichnet an seinem neuen Fantasy-Abenteuer-Comic namens KAYA, der zwar nicht vor 2021 erscheinen wird. Aber das erste Kapitel kann nun jeder als PDF-Datei bei ihm bestellen.
Wes Craig ist Mitschöpfer und Zeichner der erwachsenen Comicserie Deadly Class, die in den USA bei Image Comics erscheint und schon als TV-Serie umgesetzt wurde. Image Comics bietet zu sehr vielen seiner Comicreihen das erste Kapitel in einem richtig guten Comicreader kostenlos zum Onlinelesen an. Das erste Kapitel von Deadly Class lässt sich dort ebenfalls finden. Schaut mal rein. Mir gefiel besonders die Seite 14. Deadly Class erscheint auf deutsch bei Cross Cult. Dort gibt es die ersten 10 Seiten zum Reinlesen als Leseprobe.
Er zeichnet an seinem neuen persönlichen Fantasy-Abenteuer-Comic KAYA, das voraussichtlich 2021 erscheinen wird. Der Comic wird diesesmal kinderfreundlicher. 🙂 Das erste Cover (coloriert von Moreno Dinisio) und das 16 Seiten umfassende erste Kapitel (bisher in Schwarzweiß) liegen auf englisch vor und kann per Paypal-Spende an blackhandcomics@gmail.com als PDF-Datei gerne angefordert werden.
Auf den ersten Blick erinnert mich sein aktuell entstehendes Fantasywerk etwas an Feathers. Ich mag familienfreundliche Fantasycomics. Ich bin gespannt.
The Plot Holes soll jeden erfreuen und möchte Comics, ihre Schöpfer und die Freude am Lesen zu feiern. Es werden aber auch tiefere Fragen zu unseren Lieblingsfiguren gestellt – wie wäre es, wenn sie wüßten, dass sie nur imaginär existieren? Denn um zu überleben muss ein Comiczeichner mit dem Fantasy-Team seiner Träume kämpfen. Aber hat er was es braucht? Dieser Comic nimmt Philip K. Dick, gibt ihm einen Blaster und versetzt ihn in ein Abenteuer, für das er nicht bereit ist!
Der Comickünstler Sean Murphy präsentiert seinen Action-Adventure-Comic The Plot Holes über die Crowdfundingplattform Indiegogo.
Das Projekt startet am 15.05.2020 und hat 60 Tage Laufzeit. Nach eineinhalb Stunden ist das Projekt finanziert. Nach einem Tag ist die 100.000-Dollar-Marke überschritten, das Angebot ist für Interessierte erweitert. 10 Gastauftritte im Comic und 20 Skypechats sind vergeben, 50 Originalseiten sind ausverkauft. Es gibt aber noch jede Menge zur Kauf-Auswahl, mit dem man das Projekt unterstützen kann: Digital-, Softcover- und Hardcoverausgaben des Comicbuches oder die Artist Edition. Hieß es anfangs noch, es sei nicht angedacht, das Buch in anderer Form raus zu bringen, heißt es nun, es wird nicht nochmal in diesem Format rausgebracht.
Ich fand 2013 bei DC Vertigo einige Titel, die mir einfach nur gefielen. Jeff Lemire brachte mit Trillium eine Serie raus, in dem das erste Heft zur Hälfte von vorne und zur Hälfte von hinten zu lesen war. Die Story traf sich in der Mitte. Wundervoll. Scott Snyder (American Vampire, Batman) schrieb die Tiefseeserie The Wake, die mich alle 10 Hefte lang einfach nur bestens unterhielt. Optisch war es der Hammer. Der Zeichner Sean Gordon Murphy hatte in seinen Bildern so viel Tempo und modernen Comicstyle, dass es einen mitreisst. Danach las ich 2015 auf jeden Fall Chrononauts, weil auch hier Sean Murphy zeichnete. Das gab der Story von Mark Millar das Tempo. Noch mehr Tempo bot Autor Rick Remender (Black Science, Deadly Class) mit Tokyo Ghost, hier rasten riesige Motorräder durch die Zukunftsstraßen. Nachträglich holte ich mir als Paperback des 2010 bei Vertigo veröffentlichten Comic Joe the Barbarian von Autor Grant Morrison (The Invisibles, We3, Klaus, Happy!), weil man auch hier sofort den Zeichenstil Murphys erkennt.
Ich fand, wer bei Vertigo und bei Image solche Titel zeichnete ist berühmt. Aber der große Ruhm kam 2017 mit der Top Ten-Serie Batman: White Knight, die Sean Murphy zeichnete und schrieb! Coloriert wurde sie von Matt Hollingsworth, der schon Tokyo Ghost und Rick Remenders Seven To Eternity so geile Farben gab. Batman: White Knight war und ist ein gigantischer Erfolg. Es wurde ein Spin-Off-Oneshot hinterher geschoben und danach kam kam das ebenbürtige Sequel Batman: Curse of the White Knight. Matt Hollingsworth coloriert auch diesesmal die Plot Holes!
Unter anderem hatte Sean Murphy laut Wikipedia auch den Kurzcomic Absolute Zero als Prequel zum Film Interstellar im Wired Magazin gezeichnet und einen fünfseitigen Comic für das britische Land Rover Onlive Magazin. (Habe ich beide leider nicht.)
Sean Murphys Kunst macht mir Spaß. Ich folge ihm auf Instagram. Er scheint auf schnelle eckige Autos zu stehen und teilt sonst seine aktuellen Projekte mit, in dem er Entwürfe, Skizzen und fertige Illustrationen und Comics zeigt. Zuletzt hat er neue Charakterdesigns in völlig unterschiedlichen Comicarten gepostet. Sah ungewohnt aus, aber cool. Es erschloss sich mir nur erst einmal nicht, warum eine Figur viel stilisierter und gröber gezeichnet war als die filigrane andere, wenn sie alle zum gleichen Projekt gehören sollen. Es sah aus, als gehören sie in unterschiedliche Comicwelten.
Jetzt macht es Sinn. Es handelt sich um The Plot Holes, eine Gruppe Krieger aus verschiedenen fiktiven Universen, die sich selbst auf die Seiten anderer Bücher bringen, die Handlungen dort retten und damit verhindern, dass diese zerstört werden. Sie verbessern mit ihren jeweiligen Fähigkeiten die Handlungen, damit die Geschichten veröffentlicht werden können. Die Mitglieder wurden aus verschiedenen Genres rekrutiert und sind allesamt Außenseiter, die aus unveröffentlichten Büchern stammen, die leider nicht gerettet werden konnten: ein Manga-Samurai, ein Barbarentiger, ein Kind aus einem Comicstrip und ein Vampir-Attentäter. (Ich schrieb schon gestern kurz davon.)
Cliff Wieselwitz – auch als „Inkslayer“ bekannt – ist ihr neuester Rekrut, ein gescheiterter Comiczeichner, der gerade erkannt hat, dass seine Welt nicht real ist sondern nur in einem Roman existiert. So erklärt er sich bereit, ihnen auf ihrer Reise zu helfen. Er gibt alles, während sie darum kämpfen, so viele Bücher wie möglich zu retten. Sie springen von einem schlechten Buch zum nächsten und verbessern jede Handlung, damit die Geschichten veröffentlicht werden können – Seite für Seite.
Das einzige, was sie aufhält, ist Ex-Mitglied und Schurke Surge. Er droht sowohl die digitale Matrix als auch die komplette Datenbank digitaler Bibliotheken auf der ganzen Welt zu zerstören!
So ist The Plot Holes oberflächlich eine Abenteuergeschichte, die durch Dutzende verschiedener Genres mit einer Vielzahl von Charakteren wandert und für jeden Lesertyp etwas bietet. Aber auf einer tieferen Ebene stellt The Plot Holes meta-textuelle Fragen: Wenn Cliff weiß, dass er nicht real ist, warum will er dann überleben? Ist das Team wirklich „lebendig“, wenn es nur in unseren Vorstellungen existiert? Und was passiert mit ihnen, wenn sie sterben?
Hallo liebe Comicinteressiertinnen und Comicinteressierten,
ob ein Comic gut ist, liegt unter anderem an dem Geschick und der Stimmung
des Kreativgespanns, also der Schaffenden,
der Leserschaft, also der Lesenden und
der Comicfiguren, also den Handelnden. Oder?
Ich mag mich kurz vorstellen: Ich bin Léger Légende. Ich bin Comickreativist, Comicleser und Comicfigur. Ich mag mir vorstellen, wie 1., 2. und 3. gut miteinander auskommend im Einklang etwas besonderes ermöglichen können. Und ich mag durchaus auch längere Vorstellungen – stellen Sie sich vor.
Ich fände es schön, wenn Sie mit meinen Worten wohlwollend umgingen. Denn es steckt keine böse Absicht davor, darin oder dahinter. Egal ob wir weiblich, männlich oder divers sind, wollen wir Gutes lesen. Lassen Sie uns vorsichtig in Dreieinigkeit im guten Lesefluss eintauchen. Keine Angst, dieser Fluss hat einen nicht all zu tiefen Grund. Aus dem Grund der besseren Lesbarkeit wird hier beim Schreiben oft die simple = männliche 😉 Form verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
Alle werten Namen sind sicherlich wohl schwingend klarer Schall & verspielter Rauch. Aber alleine der Name eines Autores, eines Titels oder eines Lesenden birgt noch nicht für eine bestimmte Qualität eines Werkes.
Ich werfe platschend ein paar Namen zufälliger Comics in den nassen Lesefluss, der sich zu verzweigen beginnt – und aus all den folgenden Kurzvorstellungen kann man sich eine (lange) Vorstellung davon machen, wie vielfältig die Comicwelt ist…
Wenn der geneigte oder gar geprägte Leser sein Leben lang zum Beispiel Spider-Man liest, wird dieser viele Facetten an ihm und am Storytelling kennen lernen und wird bestimmt die unterschiedlichen Qualitäten verschiedener Zeichner und Autoren zu schätzen wissen – vielleicht auch (nur) der Abwechslung wegen. Aber dessen größter Held bleibt: Spider-Man.
Wenn ein anderer geneigter Leser nur Western seins nennt, wird ihm dieses Genre stets nahe sein. Aber Titel anderer Genres werden ihn schwer erreichen – egal ob sie mit (eben diesen) Abstand besser sind oder nicht.
Wer in den 1980ern gehört hatte, man solle mal in Clever & Smart rein lesen, der hatte sich ein Album oder ein Taschenbuch zu Gemüte führen können. Hatte es der Leser mit dem Taschenbuch versucht, machte er die Erfahrung: Clever & Smart ist keinen zweiten Blick wert, so schlecht war das gerade. Hatte er ein Album, hatte er danach in Kürze eventuell schon weitere.
Viele die gerne Donald Duck Comics von Disney gelesen hatten, fanden bestimmte Geschichten schöner, lustiger und gelungener. Und alle Leser meinten damit auch die gleichen Stories. Nachträglich wurde klar, dass es sich dabei oft um die Geschichten vom Autor Carl Barks handelte.
Wenn Sigurd auch ein ritterlicher Held war, hatte er perspektivisch Schulterprobleme, der arme. So war er unbeabsichtigt nicht perfekt. Aber dafür konnte er nichts, und darüber haben die Leser hinweg gesehen. Batman ist auch ein Knight (Ritter) und ein Held. Auch er hat schon schwere Körperverletzungen verursacht.
Wenn euch in vielen Geschichten die ewigen schwermütigen, tragischen Kämpfe mancher gebrochener Helden zu schaffen machen, lest zur Abwechslung mal Actionmanga wie Dragon Ball oder Fairy Tail, in denen es die Helden mit einem Kampf nach dem anderen aufnehmen, um immer weitere Abenteuer zu erleben.
In was auch Gert aus I Hate Fairyland hinein geraten ist, nehmt es ihr – und ihrem Autor – bitte nicht übel. Wenn die Geschichte so statt gefunden hat, dann bekommt ihr die wahre Story nur, wenn sie so vorgetragen und erzählt wird, wie sie nunmal passiert ist. Andernfalls ergäbe sich ja eine andere Story mit falschen Tatsachen. Als Leser möchte man ja nicht vorgeführt werden, sondern ernst genommen werden. Dazu gehört der Respekt der Autoren und der Comicfiguren, die diese Story so angenommen haben – nun tut dies bitte auch.
Zuviel vollendete Tatsachen? Dann lest in Mystery Science Theater 3000 rein. Achtet auf die mit Kreis gekennzeichneten Sprechblasen. Zu wenig Tiefgang? In Satoshi Kons Opus fällt der Autor tief in einen Gang in seinen eigenen Comic hinein.
Wer der Meiung ist, ein Autor darf in die Handlung eingreifen aber nicht eintauchen – das obliegt alleine den Comicfiguren – der braucht Valerius – Der Comic Agent.
Auch zwei putzige Superhelden, die meist innerhalb ihres Comics wandeln und handeln – und durchaus auch auf den Rändern des gedachten Handlungsbogens spazieren – sind Gwenpool aus dem Marvel-Universum und Unschlagbar von Pascal Jousselin.
Diese zwei charmanten Comicfiguren spielen mit dem Medium wie schon einst um 1903 der alte Mann Muffaroo in The Upside Downs of Little Lady Lovekins and Old Man Muffaroo von Gustave Verbeek oder KonkyKru in den 1990ern.
Erwachsener und seriöser versuchen Marc-Antoine Mathieus Comicfiguren den Rätseln des Seins einer Comicfigur auf den Grund zu gehen. Allen voran Julius Corentin Acquefacques etwa in Der Ursprung.
Ich bin zwar noch nicht von Rechtschreibfehlern befreit, aber dafür habe ich mich jetzt schön warm geschrieben. Da werde ich demnächst bestimmt über den einen Comicklassiker und die andere Comicnews schreiben.
Als nächstes möchte ich über den gescheiterten Comiczeichner Cliff Wieselwitz schreiben, der zusammen mit dem Fantasyteam seiner Träume ums Überleben kämpfen muss. Aber hat er damit auch alles, was er dazu braucht? Bei diesem frischen Crowfundingprojekt dessen Titel zum einen natürlich der Name des Comics ist und zum anderen aber eben auch der Name eines Kriegerteams von Außenseitern ist, die aus verschiedenen Genres rekrutiert wurden – einem Manga, einem Comic, einem Buch über Vampir-Attentäter, einem Barbarenfantasy und einem Comicstrip – ist das Finanzierungsziel schon erreicht, aber Sie haben habt noch genug Zeit auch daran Teil zu nehmen. Seien Sie gespannt!